Nikon Nikkor Z 50mm f/1.2 S: Ein erster Praxis Test (inkl. Beispielbilder / sample images)
Nikon Z 50mm f/1.2 S – die wichtigsten Daten des Objektivs
Mit dem Nikon 50mm 1:1,2 für die Z-Serie schafft es wieder mal ein brandneues Produkt, dass ich noch am ersten Tag der Auslieferung einen kurzen Artikel dazu veröffentlichen möchte. Wenn ich Stand heute, den 12.12.2020 die Suchmaschine dazu bemühe, finde ich außer Ankündigungen noch kaum einen Artikel dazu, keinen einzigen Test und nicht ein hochauflösendes Beispielbild. Da dieses Objektiv sicherlich nicht für jeden interessant ist, für einige Fotografen dafür umso mehr, teile ich hier ein paar erste Bilder und Eindrücke mit euch.
Zunächst einmal die wichtigsten Daten, die Nikon zu diesem Objektiv angibt:
- Objektiv mit Nikon-Z-Bajonett
- FX-Format (Vollformat)
- 50 mm Brennweite
- Lichtstärke 1:1,2
- 9 Blendenlamellen, kleinste Blende f/16
- Nanokristallvergütung, ARNEO-Vergütung
- ca. 89,5 mm (maximaler Durchmesser) × 150 mm, ca. 1090g
- 82mm Filterdurchmesser
- OLED Display
- UVP 2436€ (inkl. 16% MwSt)
- weitere Details auf Nikon.de
Das Mitte September offiziell vorgestellte, hochlichtstarke 50mm Objektiv war schon lange ein großer Wunsch für mich. Von den F-Objektiven sagten mir weder das 50mm f/1.4 noch das 50mm f/1.8 G wirklich zu. Das 50mm 1.8 S für das Z-System war schon eine sehr positive Überraschung, allerdings wollte ich noch auf eine lichtstärkere Variante warten. Für den Übergang tat es daher bisher noch ein Tamron 45mm f/1.8 VC.
Groß und schwer, dafür optisch excellent, das hat Sigma mit der Art Serie die letzten Jahre schon vorgemacht. Die für ein 50er geradezu gigantischen Abmessungen und das angegebene Gewicht des neues Nikon 50ers machten mir daher schon mal Hoffnung. Hoffnung auf ein Spezialobjektiv, das für mich persönlich zum absoluten Immerdrauf für die Reportagefotografie werden könnte. So lichtstark wie möglich bei maximaler optischer Leistung, scharf bereits bei offener Blende, mit einem rasanten, treffsicheren Autofokus.
Die Ankündigung von Nikon, ein kompromissloses Objektiv für jene Profis zu schaffen, welche ein Maximum an Leistung und optischer Performance erwarten, ließ meine Erwartungen an dieses nicht sinken. Ganz im Gegenteil. Und seit heute weiß ich, Nikon schafft es hier alle (meine) Erwartungen zu erfüllen, gar noch zu übertreffen.
Erstes kleines Update vom 23.01.2021:
Ich konnte in den vergangen Wochen nun schon mehrere Hochzeitsreportagen mit dem Objektiv begleiten und bin immer noch hellauf begeistert. Früher kam die 50mm Brennweite bei mir recht selten zum Einsatz, seit ich das neue Z Objektiv habe ist es meine am meisten Eingesetze Brennweite auf Hochzeiten. In Kombination mit der Nikon Z6ii sitzt der Fokus auch in den schwierigsten erdenklichen Situationen (z.B. bei Offenblende f/1.2 und Gegenlicht oder in sehr dunkler Umgebung) perfekt auf dem Auge – sichtbar besser als an der älteren Z7 und im Vergleich zu meinen DSLRs um ein Vielfaches treffsicherer (und nebenbei auch schneller).
Heute konnte ich es als Werbefotograf bei einem Business Shooting verwenden und kann nun guten Gewissens bestätigen, dass das 50mm auch hier restlos überzeugt. Die Schärfeleistung ist selbst bei offener Blende so gut, dass diese auch bei Werbeaufnahmen für Kunden mit hohem Anspruch an die Abbildungsleistung gestalterisch eingesetzt werden kann.
Mein persönlicher, erster Eindruck (Kurztest) vom Nikon Z 50mm f/1.2 S Objektiv
Auch für dieses Objektiv hat die Zeit bisher nur für einen Kurztest gereicht, dennoch konnte ich heute bei einem kleinen Spaziergang mit unseren Nachbarshündinnen Jette und Donna schon einige Testbilder an der Z7 schießen und mir einen persönlichen Eindruck verschaffen.
Gerne ergänze ich diesen Artikel in den nächsten Wochen noch weitere Erfahrungen aus der Praxis mit diesem Objektiv, auch beantworte ich gerne so gut es geht eure Fragen in den Kommentaren dazu. Einen nüchternen mit reinen Testmotiven (gar eine Backsteinwand o.Ä.) braucht man hier aber nicht erwarten, ich teste Fototechnik bereits seit einiger Zeit nur noch in der tatsächlichen Anwendung, unter realen Bedingungen.
Extrem scharf bereits ab Offenblende (f/1.2)
Wer sich zuvor schon mal für ein so lichtstarkes Objektiv interessiert hat, kennt sicher auch die üblichen Schwächen solch extremer Objektive bei offener Blende. Optimisten würden die Ergebnisse als weich beschreiben, weniger freundlich lassen sich die Aufnahmen sonst aber auch einfach als recht unscharf bezeichnen. Beispiele dafür sind etwa das alte Nikkor 50mm AIS f/1.2 von Nikon (das ohne Autofokus) oder das Canon EF 85mm f/1.2 II. Beide Objektive habe ich schon mehrfach verwendet und möchte keines davon schlecht reden. Beide produzieren (in den richtigen Situationen eingesetzt) hervorragende Ergebnisse (sprich wunderschöne Bilder). In den seltensten Fällen macht die technisch perfekte Schärfe den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Bild. Und dennoch: Dieses Nikon Objektiv spielt in einer komplett anderen Liga. Ein Beispiel gefällig? Schaut euch mal Donna an:
50mm S @f/1.2
Abgeblendet noch besser, bis in die Bildecken perfekt
Das Auflösungsverhalten des 50mm S ist nichts anderes als phänomenal in meinen Augen. Bereits offen bei Blende 1.2 zeigen sich winzige Strukturen wie Haare und Wimpern unheimlich detailliert, selbst am sehr hochauflösenden Sensor der Z7 wie bei anderen Objektiven erst wenn diese deutlich abgeblendet sind. Auf f/6.3 abgeblendet übertrifft das neue 50er (subjektiv, ich habe hier nichts gemessen!) wohl alle Kleinbild/Vollformat-Objektive, die ich bisher in der Hand hatte (und das sind schon einige). Die Schärfe ist hier von Bildecke zu Bildecke gleichmäßig überragend, ich würde sogar sagen „kaum mehr sichtbar zu übertreffen“. Wenn ich die Tage mal in Ruhe dazu komme, werde ich mal einen kleinen Vergleich mit dem Phase One 50MP Digitalrückteil und dem Schneider 80mm Objektiv machen. Unnötig, aber es juckt mich in den Fingern.
50mm S @f/6.3
Phänomenales Freistellungsverhalten & Bokeh
Was bereits den Reiz anderer Objektive dieser Lichtstärke ausgemacht hat ist der unvergleichliche Bildstil, der sich mit solchen Objektiven erzeugen lässt. Die Schärfentiefe beträgt hier selbst bei einigem Abstand zum Motiv teils nur wenige Millimeter bis Centimeter, Vorder- und Hintergrund lösen sich in harmonischer Unschärfe auf. Die Freistellung dieses 50mm f/1.2 Objektivs ist in etwa vergleichbar mit einem 85mm f/1.4 Objektiv, allerdings bei einem deutlich weiteren Bildwinkel.
Wie harmonisch der Verlauf von Schärfe zu Unschärfe ist und wie (un-)schön unruhige Strukturen in der Unschärfe abgebildet werden, ist bei jedem Objektiv anders, schwer messbar / einzuordnen und teilweise auch stark dem persönlichen Geschmack überlassen. Beschrieben wird diese Qualität der Unschärfe üblicherweise mit dem Wort Bokeh.
In der Vergangenheit habe ich besonders diesbezüglich häufig beobachtet, dass Objektive meist entweder auf besonders gute Abbildungsleistungen wie Schärfe, Verzeichniskorrektur, etc optimiert sind oder auf einen besonders harmonische Darstellung und ein schönes Bokeh. Meinem heutigen ersten Test nach hat Nikon hier einen Volltreffer gelandet, denn trotz der extrem guten Bildqualität erzeugt das 50mm S einen äußerst harmonischen, gefälligen Bildlook. Dieser ist mir besonders wichtig, da ich das Objektiv beruflich auf meinen Hochzeitsreportagen einsetzen möchte und diese Eigenschaft für meinen Bildstil sehr wichtig ist.
50mm S @f/1.6
Autofokus: Stärken & (unvermeidliche) Schwächen
Die hauchdünne Schärfeebene bei Offenblende stellt extreme Anforderungen sowohl an das Fokussystem, aber auch an den Fotografen. Wenige Millimeter entscheiden hier zwischen korrekter Schärfesetzung und sichtbar unscharfem Motiv. Wie die Aufnahme von Donna im Sprung (und noch einige weitere Bilder auf meiner Speicherkarte, die ich euch hier mal erspare) zeigt, ist der Autofokus der älteren Z7 bei bewegten Motiven schnell an seinem Limit und kommt einfach nicht hinterher. Dies überrascht mich jedoch nicht, eine solche Situation hat bisher von allen meinen Kameras nur die Nikon D5 gemeistert, die genau auf solche Fälle konzipiert ist. Die Z7 lieferte beispielsweise mit dem Nikon 70-200mm f/2.8 VR FL Telezoom (welches zusammen mit der D5 meine absolute Traumkombination für Action- und Sportaufnahmen ist) ähnliche Ergebnisse. Bei ruhigen und leicht bewegten Motiven eine Trefferquote nahe 100% mit perfekt sitzendem Fokus, jedoch sehr viel Ausschuss, sobald sich das Motiv schneller (oder gar direkt auf die Kamera zu) bewegt.
Nach allem, was ich bisher über die neue Z-Generation (Z6 II & Z7 II) lesen, schauen und hören konnte, sind meine Erwartungen auch hier wieder groß. Der zweite Prozessor scheint hier deutlich zu helfen und bringt den Autofokus ersten Videos nach auf ein Level, wie man es von der D5 gewöhnt ist. Plus die Vorteile von Augen-und Gesichtserkennung. Ich hoffe, hier bald positives berichten zu können, sobald meine vorbestellte Z6 II geliefert wird. Die Nachfrage war anscheinend auch hier sehr groß und noch muss ich (leider) warten.
50mm S @f/1.2
50mm S @f/1.2
Fazit: Alle (meine) Erwartungen übertroffen
Mit 2436€ ist das neue Nikon Z 50mm f/1.2 sicherlich kein Schnäppchen, das man mal eben zwischendurch bestellt. Umso zögerlicher war ich, ein Objektiv zu kaufen, zu dem es bis auf ein paar winzige Werbebilder bisher noch keinerlei Test oder Beispiele gab. Allerdings hat mich die Brennweite / Anfangsblenden Kombination schon so lange gereizt, dass ich das Objektiv einfach vorbestellen musste. In Anbetracht der vielen, neuen, überragenden Objektive der Z-Reihe der letzten Jahre hatte ich allerdings auch so viel Vertrauen in Nikon, dass ich mir keine Sorgen machte.
Meine Erwartungen waren hoch und wurden sogar noch übertroffen. Das neue 50er glänzt mit genialer Bildqualität, sehr hoher Bildschärfe bereits ab Offenblende, zaubert einen traumhaften Look durch einen genialen Schärfe/Unschärfe-Kontrast, fokussiert ultraschnell, vor allem aber auch treffsicher (im Gegensatz zu vielen Sigma und Nikon-F Objektiven, die ich in den letzten Jahren gekauft und später wieder abgegeben habe). In dieser Kombination überwiegen die Stärken die großen Abmessungen und das höhere Gewicht so deutlich, dass ich mir vorstellen kann, dieses Objektiv als neues Standardobjektiv auf meiner Hauptkamera zu nutzen. Die Anwendungsmöglichkeiten auf den nächsten kommenden Hochzeiten halte ich für gigantisch und freue mich schon sehr darauf, es im professionellen Alltag zu testen. Updates folgen sicher schon bald!
Auch wenn das Objektiv über seine großen Abmessungen und das enorme Gewicht für ein 50er nicht hinwegtäuschen kann, hat mich das Handling doch sehr positiv überrascht. Das 50er ist wirklich sehr gut ausbalanciert und, tadellos verarbeitet und es ist eine Freude, damit zu fotografieren. Als Vergleich kommt mir hier direkt mein Sigma Art 85mm f/1.4 in den Sinn, das mit dem FTZ Adapter ähnliche Abmessungen hat und etwas mehr wiegt. Bei dem ist das Gewicht jedoch ganz anders verteilt, sodass es sehr kopflastig wirkt. Das neue Nikon 50mm ist hier trotz seiner Maße vergleichsweise eine Wohltat.
Hier findet ihr noch eine kleine Auswahl der heutigen Bilder
(Bis auf die Landschaftsaufnahme alle @f/1.2)
Und noch eine kleine Notiz zu meinem Kurztest: Dies soll in absolut keiner Weise ein messbarer Testbericht sein oder werden. Es gibt genügend Fotozeitschriften und Blogs, die detaillierte Messberichte und Vergleichstests auf einem sehr hohen Level erstellen. Wer diese Werte sucht, wird bei mir leider nicht fündig. Viel mehr geht es mir auf meinem Blog darum, meine persönlichen Erfahrungen mit neuer Technik zu teilen, da ich selbst bei der Suche nach diesen Produkten häufig zuvor keine, nur sehr theoretische oder offensichtlich gesponserte Beiträge finden konnte. Vielleicht hilft es jemandem, das würde mich freuen (lasst es mich dann gerne wissen). Meine Texte hier entsprechen meinen eigenen Erfahrungen und meiner subjektiven Meinung. Die von mir hier gezeigten und beschriebenen Produkte sind alle von mir selbst erworben, die Beiträge wurden von niemandem angeregt und sind nicht gesponsert. Ebenso verzichte ich auf Affiliate Links und andere Vorteile dieser Art.
Thank you; I too have preordered nervously and your comments give me hope that I have not been terribly unwise not waiting fir more data.
You’ve welcome. I’m sure you’ll like this lens as much as I do from the first time you get it in your hands. Preordering and buying this might have been my best equipment purchase this year. Hope that you’ll get yours soon.
Hallo Moritz,
danke für dein Kurzreview – wenn du jeden Cent gut angelegt betrachtest, hat sich die Investition ja gelohnt. Ich besitze „nur“ das Z 1.8 50 (+ das alte Ai-S 1.2 50) als „Nifty Fifty“, das 1,8er langt mir für gelegentliche Einsätze. Das neue 1.2er ist schon ein echtes Trumm. Da ich die Blende 1.2 hier nicht wirklich brauche bzw das fette Trumm mitschleppen würde, wäre meine erste Wahl für eine 2,5-Kiloeuro-Investition das Z 2.8/70-200 vom derzeitigen Z-Angebot, das lässt sich doch viel häufiger einsetzen und ein reines Tele außer das gibts ja noch nicht im Z-Objektivportfolio. Ich warte auf das 100-400 eigentlich am sehnsüchtigsten.
Viel Spaß mit der Ausnahmelinse und viele tolle Bilder.
Gruß aus Weinfranken
Harry
Hallo Harry,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!
Ob bei so einem Objektiv „jeder Cent gut angelegt“ ist, kann ich gar nicht so leicht beantworten. Für mehr als 90% aller Situationen würde das (ebenso hervorragende) Z 1.8 50mm sicherlich genauso gut funktionieren, kosten tut das neue 1.2 aber gleich ein vielfaches (ebenso verhalten sich die Maße und das Gewicht). Für meine Hochzeitsreportagen nutze ich allerdings stets lichtstarke Festbrennweiten, häufig bei Offenblende, um mit ganz gezielter Schärfe Bildelemente zu betonen und andere in der Unschärfe verschwinden zu lassen. Dies macht das neue 50er vielleicht besser als jedes andere Objektiv, das ich bisher kenne. Gerade weil die Schärfe schon bei f/1.2 top ist und der Bildlook so schön.
Das neue 70-200Z hätte ich mir übrigens auch zugelegt, wenn ich nicht schon die neueste FL Version für den F-Mount hätte, das ähnlich gut verformt und mit dem FTZ Adapter super funktioniert. Auf das 100-400mm bin ich auch gespannt und hoffe, dass es auch so gut wird wie Nikons letzten Neuvorstellungen.
Dir auch viel Spaß mit dem System und alles gute,
Viele Grüße
Moritz
Hallo Moritz, vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Bislang gibt es keinen besseren in deutscher Sprache zu dem Objektiv. Für Ken Rockwell ist es offensichtlich im Vergleich zum 50mm 1.8 der Z-Serie reine Geldverschwendung und oft vermutlich auch ein Funken Prestige. Ich habe es auch bestellt (kommt heute) und werde das 1.8 dann trotz des leichteren Gewichts verkaufen. Hast Du einen Clear Filter auf der Linse oder verzichtest Du grundsätzlich auf Filter? Noch eine Frage. Ist Deine längste Belichtungszeit ohne Stativ auch ca. 1/60 oder verfolgst Du die x 2,5 Daumenregel der Brennweite (also 1/125).
Vielen Dank für Deine Antwort und ein schönes Weihnachtsfest.
Christian
Moin Christian, danke für die Blumen ;)
Die Einschätzung von Ken teile ich in vielerlei Hinsicht, nur komme ich dabei zu einem ganz anderen Fazit. Das 1.8er ist definitiv viel günstiger, bei weitgehend gleich extrem guter Leistung. Hier trifft die bekannte 80-zu-20-Regel (Paretoprinzip) mal wieder super zu. Für 20% des Geldes bekommt man mit dem 1.8er bereits 80% der Leistung, die restlichen 20% kosten dann noch die verbleibenden 80% des Geldes. Die Zahlen sind natürlich nicht genau, sondern zeigen die Idee, wobei das Verhältnis sogar in etwa hin kommt, weil das 1.8er ja ganz rund ein Fünftel des Preises des 1.2 kostet.
Bei diesen Objektiven kommt noch hinzu, dass nicht nur der Preis sich so verhält, sondern auch Größe und Gewicht. Man muss sich also fragen, wie sehr man diesen Mehrwert des 1.2 brauchen kann. Ich für meinen Teil bin mir da sehr sicher, weil das 1.2 für mich in allen drei Disziplinen Low Light Fähigkeiten, Bildlook und Handling gewinnt. Warum? 1. Weil es bei meinen Reportagen immer wieder Momente gibt, wo jeder Funke natürliches Licht zählt und zu besseren Bildern führt. Mal als Beispiel, der Unterschied von Blende 1.8 zu 1.2 entspricht dem Verhältnis von 1/25s zu 1/60s und entscheidet da in meinem Fall zwischen unbrauchbar und gerade eben noch scharf. Sicher kann man das meist über die Empfindlichkeit ausgleiche, aber der Unterschied von beispielsweise ISO 5000 zu 12800 ist schon sehr deutlich. 2. Weil es einen visuellen Unterschied zwischen 1.2 und 1.8 gibt und ich diesen Look genial finde. Der Unterschied ist subtil und doch deutlich. Klingt widersprüchlich aber es gibt Leute, die das sofort sehen und andere, die da gar nicht drauf achten. 3. Weil mir das 1.8er persönlich viel zu klein ist und die Kamera in meinen Händen nicht gut balanciert. Groß und schwer finde ich daher nicht grundsätzlich schlecht, die Kombination mit der Kamera muss stimmen.
Ich finde es spannend, dass du den Clear Filter ansprichst, daran habe ich keine 5 Minuten nachdem ich das Objektiv hatte auch gedacht. Ich bin nicht jemand, der stets auf jedes Objektiv so einen Filter schraubt, aber hier beim sehr wertvollen 50er habe die große Frontlinse lieber geschützt. Vor allem, da ich das Objektiv auch gerne mal ohne die schützende (dafür sehr große) Gegenlichtblende verwende. Der „Haida Slim PRO II MC UV“ passt für das 50mm 1.2 Z übrigens absolut perfekt, den kann ich dir nur empfehlen. Slim meint in diesem Fall wirklich super dünn, der Filter trägt knapp einen Millimeter auf und man kann die Gegenlichtblende ohne Einschränkungen benutzen wie man will. Auch sonst sehe ich keine Einschränkungen, die Qualität stimmt und man sieht auf den Bildern mit Filter absolut keinen Unterschied, auch bei f/1.2 nicht.
Meine längste Belichtungszeit aus der Hand ist tatsächlich mit 1/200s noch kürzer als üblich. Das allerdings auf die Reportage bezogen, wo es mir viel mehr auf die perfekten Momente ankommt als darauf, die Kamera möglichst stabil zu halten. Gerne nutze ich dafür die erweiterte ISO-Automatik, die Nikon für meinen Geschmack bei den neueren Kameras perfekt umgesetzt hat (ISO-Automatik ON, Längste Belichtungszeit Auto*->Automatisch->Kürzere Zeit den Regler ganz nach rechts). Die Kamera wählt dann immer die zum verwendeten Objektiv passende längste Verschlusszeit und passt die Empfindlichkeit entsprechend an.
Viel Spaß mit dem neuen Objektiv, wenn es ankommt. Schreib doch gerne auch mal hier deinen ersten Eindruck, ich bin gespannt, ob du meine Begeisterung teilst :)
Dir auch ein schönes Fest und viele Grüße
Moritz
Lieber Moritz, vielen Dank für Deinen super Review. Wirklich toll gemacht. Vermutlich wirst Du Dich nun nicht wirklich wundern, wenn ich (wahrscheinlich wie so manch andere*r) nun Appetit bekommen hat auf diese schon ziemlich spektakuläre Linse! Von den Ausmaßen her ist sie ähnlich wie ein stabilisiertes 24-70 Nikkor. Durch das kleinere Auflagemaße und den leichteren Body bei den Z-Kameras wird das 50 mm f/1.2 in Kombi mit der passenden Cam dann aber schon ein wenig kompakter und leichter; je nach DSLR kann man 100 bis 200 g gut machen.
Ich bin seit fast 10 Jahren Fotograf. Im Unterschied zu Dir hab ich als Informatiker „umgeschult“, eigentlich Learning by Doing. Von der D70 bis zur D780 via D850 hatte ich fast alle Nikon DSLRs, abzüglich der einstelligen (most) Upper Class. Nun stehe ich kurz vor dem Systemwechsel. Vor allem weil die neuen IIer Versionen der Z6 und Z7 flotter sind und noch ein paar weitere kleine aber feine Besserungen mit sich bringen. So wie es aussieht, hattest Du bisher die Z7 für Deine Hochzeitsfotografie in der (Haupt)nutzung, right? Nun las ich was von der Z6ii. Am liebsten hätte ich ja eine Z6,5 II, die die Vorteile der Z6ii und Z7ii vereint. Die (fast) doppelt so hohe Auflösung entspricht effektiv einer Brennweitenverdoppelung. An Deinem 50 mm f/1.2 hat man das schön bei den Fernaufnahmen gesehen. Auf der anderen Seite birgt eine zu hohe Pixeldichte bei gleicher Sensorgröße Gefahren der Unschärfe. Erstaunlicherweise nicht nur was den Body angeht, der ja gut stabilisiert ist, sondern auch kleine Bewegungen des Motives. Vermutlich wird man im Grenzbereich bei der Z7ii halbierte Belichtungszeiten ggü. der Z6ii benötigen, um auch minimale Motivbewegungen zu kompensieren.
Bei ausreichend (Tages-) Licht wird die Z7ii das Tool der Wahl sein, auch bei dynamischen Szenen, wie bspw. Hochzeiten. Bei wenig Licht könnte ein AF-Messbereich -3 vs -4.5 den Unterschied machen. Ebenso die schwächeren High-Iso-Kapazitäten bei der Z7ii. Wobei die Z7ii bis 12.800 noch recht gut mitzuhalten scheint mit der Z6ii.
Wird es bei Dir bei der Z6ii für den Reportagebereich bleiben? Ich bin echt noch am Hin- und Herüberlegen. Z6ii Z7ii … die Gedanken kreisen im Kopf. Echt schwere Entscheidung. Die Z7ii würde das 50er f1.2 noch universeller einsetzbar machen. Z. B. kombiniert mit einem 24 mm f/1.4 F-Mount-Nikkor für die Reportage. Aber bei wenig Licht resultiert möglicherweise eine schlechtere Ausbeute. Was denkst Du?
LG aus Karlsruhe und Dir einen super schönen Start ins neue Jahr 2021.
Micha
Hey Micha, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!
Tja, was soll ich sagen, diese Linse liegt mir wirklich sehr, ich nehm sie kaum noch runter :D
Ich seh schon, du machst dir viele Gedanken, vielleicht kann ich dir bei der Entscheidung mit ein paar Erfahrungen aus der Praxis helfen. In der letzen Woche des Jahres 2020 konnte ich die neue Z6ii nun schon auf zwei Hochzeiten in der Praxis testen, selbstverständlich auch mit dem neuen 50mm.
Tatsächlich scheint unsere Richtung gar nicht so Unterschiedlich zu sein, ich hab zumindest einige Jahre Informatik studiert und bin immer noch sehr technisch interessiert. Auch wenn ich später noch meine Ausbildung als Fotograf gemacht habe (hatte eigentlich den Hintergrund, die Erfahrung in diesem einen bestimmten Werbestudio zu machen), finde ich den autodidaktischen Ansatz super und in dieser Branche sehr zeitgemäß.
Da ich die Z7 gewohnt war, hatte ich mir bei der Ankündigung der Z6ii und Z7ii eigentlich gar keine großen Gedanken gemacht und ging davon aus, die 7ii zu kaufen, sobald die erhältlich ist. Vor der Z6ii habe ich für meine Hochzeitsfotografie stets einen Mix aus D5, D850 und Z7 genutzt. Die Z7 wurde immer mehr zur Kamera meiner Wahl, allerdings hab ich mich wegen dem fehlenden zweiten Speicherslot nie auf sie als Hauptkamera verlassen wollen. Nun gab es endlich eine Z, mit dem genialen Autofokus, die auf zwei Speicherkarten parallel speichert. Das Thema wird zwar ständig kontrovers diskutiert, aber für mich ist es einfach eine Selbstverständlichkeit, die unwiederbringlichen Momente meiner Brautpaare so sicher wie möglich zu behandeln. Erst letztens habe ich bei einem Kollegen einen Datenverlust mit einer XQD Karte mitbekommen, auch diese super Karten sind vor Ausfällen nicht grundsätzlich sicher.
Wie du schon schreibst, liegt der deutlichste Unterschied zwischen den beiden Ähnlichen Modellen in der Auflösung. Nicht, dass jemand wirklich Hochzeitsfotos mit 47,5MP benötigt (ich habe viele meiner schönsten Hochzeitsbilder mit der Nikon D3 Reihe mit 12MP gemacht und wirklich groß gedruckt), aber es gibt ja noch andere Gründe dafür. Mit der Z7 und dem 85mm habe ich beispielsweise in der Kirche gerne bei voller Auflösung in den APS-C Modus umgeschaltet, um weder aufs 135mm wechseln, noch mich störend bewegen zu müssen. Das war tatsächlich der einzige wirkliche Grund, warum ich ursprünglich nicht die Z6 gewählt hatte.
Was man hier aber beachten muss: Die (ca.) doppelte Auflösung auf der Bildfläche bewirkt nicht etwa eine effektive Brennweitenverdoppelung, sondern nur √2, sprich in etwa Faktor 1,41. Ich habe nach gut einem Jahr mit der Z7 feststellen müssen, dass ich bei über 100k Auslösungen nur wenige hundert Aufnahmen in diesem Crop Modus fotografiert habe. Hätten diese Bilder jetzt eine etwas geringere Auflösung als der Rest der Aufnahmen, hätte das mit größter Wahrscheinlichkeit niemanden jemals gestört. Vor allem, da längst nicht alle aktuellen Objektive so leistungsstark wie das neue 50mm sind, dass sie die volle Auflösung der Z7 wirklich ausreizen würden. Wenn ich ehrlich bin, gibt es für meine Verwendung daher absolut keinen Grund, hierfür eine fast doppelt so teure Kamera mit dieser extra Auflösung zu wählen.
Einen weiteren Unterschied zwischen Z6 und Z7 Reihe habe ich erst später ernst genommen. So gut der AF der Z7 bei ausreichend Licht funktioniert hat, bei wirklich wenig Licht (wie dem ersten Tanz bei der Party) hat sie mich meist komplett im Stich gelassen. Hier habe ich immer wieder zur D5 gegriffen, die damit einfach perfekt zurecht kommt. Die 6er-Kameras sind hier laut Papier empfindlicher (-4,5EV vs -3EV wie du schreibst) und soweit ich das schon beurteilen kann, ist dies auch in der Praxis deutlich zu spüren. Was sich in dieser Schreibweise wie ein feiner Unterschied liest, entspricht immerhin 150% höherer Empfindlichkeit.
Bei mir wird es daher definitiv bei der Z6ii bleiben, die mich (mit dem tollen Vertikalgriff) grenzenlos überzeugt hat. Allein die low light Fähigkeiten begeistern mich schon, selbst bei ISO 51200 bekommt man noch sehr brauchbare Bilder. Wenn im Laufe des Jahres dann wirklich (wie manche Gerüchte sagen) ein Topmodell als Z8 oder ähnlich mit 60MP kommt, könnte das für mich die passende Ergänzung werden. Aber auch eine zweite Z6ii ist eine Option, die ich im Hinterkopf habe. Für manche Werbeaufträge, für die ich dann tatsächlich noch jeden Pixel mehr gebrauchen kann, bleibt meine „alte“ D850. Allein schon für die Tilt-Shift Objektive, die sich am FTZ-Adapter einfach nicht gut bedienen lassen (da stört der Unterbau des Adapters im Verstellweg). Und wenn es um den letzten Rest Perfektion bei Produktbildern geht, hab ich immer noch mein Phase One Digiback.
Wenn ich dir einen Tipp geben darf: denk nicht länger nach, hol dir deine Z6ii und leg los damit. Die Kamera macht wirklich Spaß, gibt einem als Fotograf gigantische Möglichkeiten und ist dabei relativ bezahlbar. Ich vermisse aktuell nichts an dieser Kamera. Du sparst im Vergleich ziemlich viel Geld, davon kannst du dir fast eine zweite kaufen, auf eine Z8 sparen oder (falls du doch wirklich die Auflösung vermissen solltest) ohne deutliche Verluste upgraden. Praktisch kein Risiko und ich bin mir sicher, du wirst nichts vermissen.
Ich wünsche dir einen ebenso guten Start ins neue Jahr und viel Freude und Erfolg mit der neuen Nikon!
Viele Grüße nach Karlsruhe,
Moritz
Danke lieber Moritz für dieses einmalige Review zu diesem Objektiv. Ich benutze bereits begeistert mein NIKKOR Z 85 mm 1:1,8 S und möchte zum 24-70 noch mit noch einer Festbrennweite arbeiten. Schon beim 85er liebe ich das Bokeh aber dies ist ist noch ein weiter Sprung. Und ja es hat seinen Preis aber genau dies sollte es unsere Arbeit wert sein. Ich werde es testen.
Alles Liebe & Gesundheit sendet Daniela
Liebe Daniela,
danke für deinen Kommentar!
Ich bin gespannt wie du das 50er findest, lass gern mal von dir hören.
Liebe Grüße und alles Gute,
Moritz
Hallo Moritz,
danke für den tollen Bericht über das Objektiv!
Ich fotografiere im Moment auch mit dem Sigma Art 50mm auf der Z7 und wollte dich fragen, ob du den Wechsel auf das Nikon empfehlen würdest?
Wie findest du die Bildqualität und das Bokeh im Vergleich?
Viele Grüße
Julian
Hallo Julian,
das Sigma Art ist schon ein wirklich gutes Objektiv. Ich hatte es einige Jahre und war eigentlich immer recht zufrieden. Mit einer neuen Kamera kamen dann auch bei dem 50mm Art die Fokusprobleme, die ich schon vom 35mm gewohnt war, da musste es dann gehen. An den Spiegellosen ist das jedoch kein Thema mehr, insofern ist das Sigma vom P/L-Verhältnis sicherlich der Gewinner.
Dennoch würde ich an deiner Stelle das neue Nikon mal testen. Das Sigma 50mm hatte ich eigentlich meist nur in der Tasche, selten habe ich damit länger gearbeitet. 50mm war einfach nicht so meine Brennweite (dachte ich) und ich habe das meiste mit der Kombination 35mm & 85mm gemacht. Seit ich das 50mm 1.2 habe, war kaum noch ein anderes Objektiv auf meiner Z6ii. Probier es einfach selbst mal aus :)
Viele Grüße
Moritz
Ehrlich gesagt, kann ich mir kaum vorstellen, dass du in den letzten Wochen auf Hochzeiten warst und fotografiertest. Es dürfte tatsächlich schlecht aussehen, heutzutage für die sogenannten „Hochzeitsfotografen“. Wo ist das Publikum in Corona-Zeiten? Was also für Hochzeiten? Die dürften mit vielen Personen kaum stattgefunden haben. Also was erzählst du??
Hallo Oliver,
auch dir ein Danke für deinen Kommentar!
Allerdings wundert mich deine ablehnende Haltung doch sehr, vor allem die Unterstellung, ich würde hier Unwahrheiten schreiben. Mit welchem Sinn?
Es Braucht kein großes Publikum, um eine schöne Hochzeit fotografieren zu können. Im Januar waren tatsächlich auch bei mir keine Trauungen mehr, das ist aber auch ohne die Krise ganz normal. Im Dezember 2020 war aber noch gut was los, alleine in der letzten Woche konnte ich 3 sehr schöne Hochzeiten im kleinen Kreis begleiten (schau mal bitte auf das Datum meines Beitrags).
Wenn du ehrliches Interesse hast, guck doch in ein paar Tagen noch mal vorbei, eine davon darf ich demnächst veröffentlichen :)
Nachtrag: Es hat zwar etwas länger gedauert, hier findet man die erwähnte winterliche Reportage.
Hi Moritz,
wow, das stelle ich mir echt schwer vor, Hochzeiten in der Coronakrise zu fotografieren. Bei „1 Haushalt + 1 Person“ sind es dann ja nur Paarshootings nach der Zeremonie und das im Dezember. Da war das 50er sicher eine gute Hilfe!
Grüße
Johannes
Hi Johannes,
danke für deinen Kommentar!
Im Moment wünschte ich, es wäre so „locker“ wie im Dezember, aber selbst das ist im Moment ja nicht möglich. In vielen Standesämtern hier in der Region darf wirklich nur noch das Brautpaar rein, nicht mal mehr eine Person.
Auf dass es in absehbarer Zeit besser wird,
LG Moritz